Das erste Mal
Ein Schelm, der Böses dabei denkt
Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg
Romantiker glauben an die Liebe auf den ersten Blick - dumm nur, wenn ihr ein anderer Mann im Weg steht. Doch wen die Leidenschaft erst einmal gepackt hat, der geht bis zum Äußersten, wenn er die Geliebte rumkriegen will. So auch dieser entschlossene Liebhaber, der sämtliche Brücken hinter sich abbricht, weil er nur noch eines im Kopf hat. Ob sich sein Einsatz lohnt und sie die Erfüllung seiner geheimsten Sehnsüchte ist, zeigt sich beim ersten Mal.Erotische Geschichte: Das erste Mal
So aufgeregt wie heute war ich mein ganzes Leben noch nicht, denn heute machen wir es zum allerersten Mal.
„Wow! Das ist sie! Die oder keine!“, dachte ich, als ich dich kennenlernte.
Dabei war es Zufall - die wirklich schönen Dinge lassen sich nicht planen.
Ich klingelte, auf der Sackkarre neben mir der mannshohe Kühlschrank. Es war ein hartes Stück Arbeit, das Monstrum in den dritten Stock zu buckeln. Robert war krank, also war ich ganz allein. Welch ein Glück, denn wenn er dich gesehen hätte, er hätte sich gleich an dich heran gewanzt. Die Tür ging auf und du strahltest mich an. Es war Liebe auf den ersten Blick – bei mir jedenfalls. Du hast dir mehr Zeit gelassen, endlos viel Zeit. Aber Hartnäckigkeit zahlt sich aus.
Dabei warst du eigentlich nicht das, was ich suchte. Wenn ich ehrlich bin, habe ich schon immer davon geträumt, einmal der Erste zu sein. Es muss aufregend sein, mit einer, in der vorher noch niemand drin war. Wenn alles noch jugendlich frisch ist, nichts eingefahren, angestoßen, ohne die vielen kleinen Wunden, die das Leben so schlägt. Eine Anfängerin eben, die sehnsüchtig darauf wartet, dass der Richtige ihre Geheimnisse entdeckt und sie behutsam auf all die anderen vorbereitet, die nach ihm kommen würden.
Nun, der Erste bin ich ganz bestimmt nicht für dich, dafür bist du schon zu alt – vielleicht sogar ein bisschen älter als ich. Das macht aber nichts, denn deine Erfahrung mit anderen wird es mir leichter machen. Es hat bei mir gewaltig gefunkt, gleich von Beginn an – und plötzlich hatte ich keine Lust mehr auf meine Alte.
Sie finden mich undankbar? Das mag sein, doch ich hielt es einfach nicht mehr mit ihr aus. Es ist wahr, sie hat mich stets liebevoll in ihre Arme geschlossen, ganz gleich wie schlecht es mir ging, doch sie ist einfach nicht mehr so knackig wie früher. Sie hat sich über die Jahre gehenlassen. Sie sieht nicht mehr adrett aus, sie riecht nicht mehr gut und vor allem ist sie laut, und das auch noch in der Nacht. Selbst die Nachbarn beschweren sich darüber. Was soll ich sagen? Sie reizte mich nicht mehr. Jeder hätte so gehandelt.
„Du bist nicht ganz unschuldig an ihrem bedauernswerten Zustand“, meinte Robert.
„Dann nimm du sie doch! Du kannst dich gern mal eine Nacht in ihr austoben. Sie hätte bestimmt nichts dagegen.“
Robert zögerte keine Sekunde. Ich ließ die beiden machen, denn ich war an dem Punkt angelangt, dass sie mich nur noch anwiderte. Ich war froh, wenn ich morgens zur Arbeit fuhr und abends wollte ich nicht wieder zu ihr zurück. Wenn ein Apache merkt, dass er ein totes Pferd reitet, steigt er ab. Also stieg ich ab, doch bis es so weit war, strampelte ich mich durch ein Wechselbad der Gefühle.
Es zog mich jeden Tag zu dir hin. Manchmal änderte ich sogar meine Route, nur damit ich dich sehen konnte. Doch du hast mich nicht beachtet, warst unnahbar - denn du hattest schon einen. Er war groß, sportlich und sah unverschämt gut aus in seiner Pilotenuniform.
„Ein Mann, dem sich die Frauen reihenweise an den Hals werfen“, dachte ich gleich.
Eines Tages musste eine dabei sein, die ihn von dir weg locken würde. Das war meine Chance, also wartete ich wie die Spinne im Netz auf den tödlichen Biss.
Was ein anderer hat, begehrt man immer mehr als das, was man selbst hat. Aber bei dir war es mehr als das. Es waren echte Gefühle. Jeder Gedanke an dich erhitzte mein Blut. Nachts wälzte ich mich im Bett, aufgewühlt, erregt, so dass es schon schmerzte, der Kopf ein einziger Brei anstößiger Phantasien, wie es mit dir sein würde. Mehr als einmal gab ich mich meinen Wallungen hin, verzweifelnd, auf der Suche nach ein bisschen Schlaf. Die Befriedigung hielt jedoch nicht länger als bis zum nächsten Morgen, wenn ich wieder stundenlang auf dem kleinen Spielplatz vor deiner Haustür auf ein Zeichen von dir wartete, das aber nie kam.
„Ich glaube, er hat eine Neue“, flüsterte mir dein Nachbar hinter vorgehaltener Hand, als ich beim Bäcker Brötchen kaufte.
„In einer anderen Stadt. Ich wollte es gar nicht wissen, doch der aufgeblasene Kerl hat nicht mehr aufgehört. Geschwärmt hat er von ihr. Sie ist noch viel schöner als sie, vor allem zugänglicher, unten kahl und dadurch viel aufgeräumter. Stellen Sie sich das mal vor!“
Draußen hielt er mich am Arm zurück und wartete, bis wir allein waren.
„Ich kann von vorn und von hinten rein, je nachdem, wo gerade frei ist, hat er mir erzählt. Hinten muss ich mich zwar rein quetschen, aber es ist besser, als ewig lang vorne herum zu kreisen, bis ich endlich ran komme.“ Der brave Mann schüttelte den Kopf. „Ich konnte den Piloten noch nie leiden, denn er hat sie mir vor der Nase weggeschnappt, vor fünfzehn Jahren. Ich sage Ihnen etwas, sie hat einen Besseren verdient.“
Bewertungen meiner Leser
Überraschung
Leseratte Uwe
Eine schöne Geschichte mit raffiniertem Wortspiel. Macht Lust auf mehr 😉
Raffinesse
Susi
Was für eine schlau ausgeklügelte Geschichte.
Süße Geschichte!
Sonnenschein
Sehr schön geschrieben, zärtlich und spannend zugleich.